Von Hand, aus Liebe und nach japanischer Tradition: Auch 40 Jahre nach der Gründung bleibt das Kollektiv der Tofurei Engel seinen Prinzipien treu.
In einer Zürcher Waschküche hat alles angefangen. Hier trafen sich 1981 ein paar junge Querdenkende. Sie tüftelten an einer japanischen Spezialität aus Sojabohnen, die in der Schweiz damals wohl nicht mehr als einem Dutzend Nasen bekannt war: Tofu. Vom ideologischen Zeitgeist war ihr Plan geprägt: ein basisdemokratischer Kleinbetrieb, biologische Zutaten, von Hand produziert, keine Ausbeutung von Natur oder Menschen, gleicher Lohn für alle.
Knapp 40 Jahre später ist Tofu längst kein Nischenprodukt und der Produktionsort der Tofurei Engel keine Waschküche mehr. Geblieben sind die genossenschaftlichen Grundpfeiler der Gründungsmitglieder, die zwar selbst nicht mehr dabei sind, deren Ideen jedoch von Menschen wie Noemi Kündig und Mathias Zeder weitergetragen werden. Kündig und Zeder, beide Mitte 30, beide irgendwie in die Tofurei in Widen «reingerutscht», sind Teil der vierköpfigen Geschäftsleitung – obschon sie sich selber nicht als Vorgesetzte sehen. «Wir sind ein Kollektiv, in dem alle das gleiche Mitspracherecht haben und auch den gleichen Lohn erhalten», sagt Kündig.
Von diesem Mitspracherecht machen die insgesamt 18 Mitarbeitenden einmal im Monat Gebrauch. Dann werden an der Teamsitzung gemeinsam Entscheidungen getroffen, genauso, wie das einst in die Statuten geschrieben wurde. «Das ist nicht immer einfach bei 18 verschiedenen Meinungen», sagt Noemi Kündig und schmunzelt. «Doch es lohnt sich, weil so jede und jeder gehört wird.»
Es muss alles passen
Die Tofurei ist ein bunter Haufen junger Menschen. Studenten, Berufseinsteiger, Frauen und Männer, solche mit einem handwerklichen oder gastronomischen Background, aber auch einige ohne Ausbildung. Was sie verbindet, sind ähnliche Idealvorstellungen über Ökologie, Ernährung und darüber, wie ein sozial-verträglicher Lebensmittelbetrieb aussieht. «Im Gegensatz zur industriellen Produktion machen wir so viel wie möglich von Hand», sagt Kündig. Das heisst unter anderem, dass die pürierten Sojabohnen vom norditalienischen Bio-Bauern nicht mit dem Dampfkochtopf, sondern traditionell aufgekocht werden.
Damit der Engel-Tofu am Schluss so zart ist wie sein japanisches Vorbild, braucht es vor allem: «einen hochwertigen Rohstoff und Menschen, die das Handwerk beherrschen», sagt Mathias Zeder. 10 Jahre ist es her, seit er in der Tofurei angefangen hat. Die Belegschaft hat sich seither verdoppelt, und der Trend zum pflanzlichen Essen scheint unaufhaltbar. Wird das Kollektiv bald zu einer normalen Firma? Zeder und Kündig winken ab. «Selbst wenn wir wachsen», sagt Noemi Kündig, «unsere Ideale werden die gleichen bleiben.»