Es schmeckt Grossen genauso wie Kleinen – als Gemüsebeilage, Karotten-Kartoffel-Stampf, in Suppen, als Salat, mitgebacken in Brot, gepresst als Saft oder als feine Zutat im Babybrei. Karotten sind unser beliebtestes Gemüse, und jede fünfte stammt aus biologischem Anbau!
"Daucus carota ssp. sativus" lautet die lateinische Bezeichnung der Karotte. Ihre Heimat hatte sie ursprünglich im afghanischen Raum; kultiviert wird sie seit 1'000 nach Christus. Das gefiederte Kraut sowie im zweiten Vegetationsjahr die weissen Blütendolden verraten, dass sie zur gleichen Pflanzenfamilie wie etwa Fenchel und Dill gehört. Allen bekannt sind vor allem die orangefarbenen Karotten. Es gibt aber auch gelbe, weisse, rote und violett-schwarze Sorten. Zu verdanken ist die Farbigkeit vorrangig den enthaltenen Carotinen, allen voran ß-Carotin (Provitamin A). Das Schöne: Karotten sind ganzjährig verfügbar, mal als frische Bundmöhren mit oder ohne Grün, mal als Lagerware.
Als Basisgemüse der nördlichen Breiten steht die Möhre ganzjährig zur Verfügung. Frühmöhren stammen zumeist aus Unterglas- oder Folienanbau und werden als "Bundmöhren mit Kraut" gehandelt. Um ihre Haltbarkeit auf etwa zehn Tage zu erhöhen, schneidet man das Laub ab. Auch die maschinell aufbereiteten "Waschmöhren" sind nur circa vier Wochen lagerfähig. "Sandmöhren" nennt man die späten Sorten: erdig eingeschlagene Lagermöhren, die den Nachschub für die Wintermonate ergeben.
Und weil die Möhren erdig und süss daherkommen, erstrecken sich ihre Variationen von fruchtig bis herzhaft, vom Salat bis zur "Rüeblitorte", vom Saft bis zum Püree.
Frische Karotten gibt es je nach Wetter etwa von Mai bis Oktober. Dafür haben die Bäuerinnen und Bauern die winzigen Samen im Frühling in möglichst lockeren und nährstoffreichen Boden ausgebracht – aber erst, sobald der Frost ausgezogen ist. Die übrige Zeit sorgen Lagerkarotten und Importe für Nachschub. Lagerkarotten dürfen nach der Aussaat übrigens rund ein halbes Jahr wachsen und sind daher in der Regel kräftiger und grösser. Nicht gleich verkaufte Ware lagern die Betriebe kühl in Holzkisten oder manchmal in Erdmieten – mäusegesicherten Bodenvertiefungen im Freien. Auch im eigenen Haushalt ist eine kühle Aufbewahrung angesagt. Bei Bundmöhren schneidest du dazu besser das Kraut ab, da es Wasser und Nährstoffe zieht und die Karotten schneller schrumpeln. Genauso wie Bundmöhren solltest du Wasch- beziehungsweise Möhren aus dem Lager im Gemüsefach des Kühlschranks (eventuell in einem Tuch) oder im Keller (bei Frost abgedeckt mit einem Jutesack) aufbewahren. So halten sie sich gut einen Monat. Noch länger lagern lassen sich Karotten im Gefrierfach, am besten geschält, geschnitten und kurz blanchiert. So hst du immer einen praktischen Vorrat für Eintöpfe und Co. griffbereit.
Rüebli sind schlecht, wenn sie eine schrumpelige oder aufgeplatzte Oberfläche aufweisen. Zudem sind dunkle Flecken ein erstes Anzeichen auf mangelnde Frische. Schlechte Karotten lassen sich ausserdem sehr leicht biegen. In diesem Zustand sollten Karotten nicht mehr verzerrt werden. Frische Karotten zeichnen sich dagegen durch eine unversehrte Oberfläche aus und sind schön knackig.
Im Bio-Anbau dürfen weder das Saatgut noch die Pflanzen mit chemisch-synthetischen Pestiziden behandelt werden. Daher reicht es, Bio-Karotten gründlich zu waschen, schälen muss man sie nicht. Bio-Bäuerinnen und -Bauern wählen pilztolerante Sorten und sorgen durch gezielte Fruchtwechsel für gesunde Böden. Unkraut regulieren sie durch Hacken und Anhäufeln. Gegen die schädliche Möhrenfliege haben sich auch späte Saattermine, gelbe Leimtafeln zur Kontrolle eines verstärkten Aufkommens und in den letzten Reifewochen Insektenschutznetze bewährt.
Besonders bei Bio-Karotten oder wenn es um die geeignete Karotte für den eigenen Garten geht, stösst man immer wieder auf samenfeste Sorten. Heisst: Aus deren Samen wachsen im nächsten Jahr erneut fruchtbare Pflanzen mit den für ihre Art typischen Merkmalen heran. Sie können also wieder gesät werden. Was sich so selbstverständlich anhört, ist heute in der Landwirtschaft leider oft die Ausnahme. Sehr viel verbreiteter sind sogenannte Hybridsorten, die aus Inzucht-Kreuzungen resultieren und möglichst gleichmässige Ernteerträge bringen sollen. Diese Eigenschaften bleiben allerdings nur eine Generation lang vorhanden, dann muss neues Saatgut gekauft werden. Auf der Strecke bleibt die Vielfalt: Es gibt ursprünglich über hundert Karottensorten – und die unterscheiden sich nicht nur in ihrer Farbe, sondern auch in Form und Geschmack.