Verschwundene Kokosnüsse sollen es gewesen sein, die im Jahre 1789 auf dem Dreimaster einen Konflikt entfachten, der mit dem Aussetzen des Kapitäns William Bligh auf offener See ein brutales Ende nahm. Ob wirklich allein die Kokosnüsse schuld waren, soll hier nicht geklärt werden. Sicher ist aber, dass die mit einer aromatischen Flüssigkeit gefüllten und perfekt lagerfähigen Palmfrüchte zum wichtigsten Proviant der Seefahrt gehörten. Auch in ihrer Heimat, den Tropen, kann man sich ein Leben ohne Kokospalme und -nuss kaum vorstellen – noch heute. Schon die Verwendungsmöglichkeiten von Holz und Blättern sind ausserordentlich vielseitig: als Brenn-, Füll- und Baumaterial, Ackerdünger und Schattenspender, Flechtbasis für Dächer, Körbe und so einiges mehr. Doch der wohl wichtigste Teil ist die Kokosnuss selbst und all die aus ihr hergestellten Produkte.
Kaum ein Südseebild kommt ohne die bis zu 30 Meter in die Höhe ragenden biegsamen Palmen aus. An ihrer Spitze wachsen grosse wedelartige Blätter, die dem Baum und allem darunter Schatten spenden. Doch Vorsicht ist geboten – herabfallende Kokosnüsse können gefährlich werden. Immerhin erreichen sie ein Gewicht von bis zu zwei Kilogramm. Was man hierzulande als Kokosnuss kaufen kann, ist nur der Samen der eigentlichen Frucht. Im frischen Zustand wird die uns bekannte braune Nuss noch von einer faserigen Hülle und grüner, wasserdichter Haut umgeben.
Es ist gar nicht so lange her, da begegneten uns Kokosprodukte in deutschen Küchen eher selten. Und wenn, dann lediglich als Zutat in der Weihnachtsbäckerei oder Basis einer als exotisch geltenden Suppe. Das hat sich grundlegend geändert. Seit einiger Zeit gehören Kokosöl, -mehl oder -sirup zur Grundausstattung vieler Vorratsschränke.
In diesem leicht süsslichen Getränk (auch Cocodrink genannt) steckt das Fruchtwasser einer etwa sieben Monate alten und damit noch unreifen Kokosnuss. Mit einer Machete aufgeschlagen, gelangt man an das frische Wasser, welches nicht nur angenehm schmeckt, sondern auch als kalorien- und fettarm gilt. Gut gekühlt schmeckt es am besten.
Nach etwa einem Jahr ist die Kokosnuss reif, Fruchtwasser hat sie kaum noch. Dafür aber reichlich Fruchtfleisch, Kopra genannt. Wird dieses zerkleinert, mit Wasser ausgewaschen und gepresst, erhält man Kokosmilch. Mit ihrem exotisch-süssen Geschmack ist sie eine perfekte Basis für asiatische Gerichte, Suppen, Desserts und Cocktails. Setzt sich die Milch am Rand der Dose ab, so ist das im Übrigen ein sicheres Zeichen, dass auf den Zusatz von Stabilisatoren oder Verdickungsmitteln verzichtet wurde. Einfach gut schütteln, leicht erwärmen oder die festen Bestandteile gründlich aus der Dose kratzen.
Wird das Fruchtfleisch der Kokosnuss lediglich fein vermahlen, so ist Mus das Ergebnis. Auch dieses wird bei Temperaturen über 23 Grad Celsius sehr weich. Kokosmus kann als Brotaufstrich oder Backzutat verwendet werden und gibt Currys, Suppen und Saucen eine fein-tropische Note. Wird das Fruchtfleisch hingegen mit Wasserdampf blanchiert, gerieben und getrocknet, so erhält man die klassischen feinen Kokosraspel oder die etwas gröberen Chips.
Sobald das Fruchtfleisch teilentölt, getrocknet und fein gemahlen wird, entsteht ein Mehl, welches Backwaren eine feine Kokosnote verleiht, Suppen und Saucen bindet sowie Shakes und Smoothies verfeinert. Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist das von Natur aus glutenfreie Kokosmehl sehr interessant, denn es hat einen vergleichsweise hohen Eiweiss- und Ballaststoffgehalt.
Hier ist der Nektar der Kokospalmblüte Rohstoff, nicht die Nuss. Die Gewinnung ist aufwendig, denn der Blütenstand wird von Menschenhand von der Palme getrennt, der zuckerreiche Nektar fliesst ab, wird gesiebt und zu einem dunklen Sirup eingekocht. Kokosaroma schmeckt man kaum. Auch nicht beim Kokosblütenzucker, der aus dem kristallisierten, fein vermahlenen Sirup gewonnen wird. Beide geben Gebäck, Getränken oder Nachspeisen eine angenehm karamellig-süsse Note.