Hier geht es um die spannende Kulturgeschichte von Erdbeere, Himbeere und Co.
Die zumindest umgangssprachlich Beeren genannt werden. Denn: Viele Beeren sind streng genommen gar keine Beeren.
Die zumindest umgangssprachlich Beeren genannt werden. Denn: Viele Beeren sind streng genommen gar keine Beeren.
Vermutlich nahm alles mit Emmer und Einkorn, den Vorfahren des Weizens, seinen Anfang. Ackerbauern haben diese Getreide bereits vor rund 11.000 Jahren angebaut. Sie haben die Körner zunächst roh gegessen, später zerstampft, zu Brei gekocht und irgendwann auf heissem Stein zu Fladen verarbeitet – so die Überlieferungen.
Dass Erdbeeren genau genommen keine Beeren, sondern Sammelnussfrüchte sind, ist mittlerweile sicher den meisten bekannt. Doch mindestens genauso interessant ist die Frage, welche Früchte im botanischen Sinne denn „echte“ Beeren sind? Die verblüffende Antwort aus der Fachliteratur: Neben Melone, Zitrone und Banane zählen sogar Gemüsearten wie Gurke oder Tomate zu den Beeren. Sie alle eint eine fleischige Fruchtwand und Samen, die in das Fruchtfleisch eingebettet sind. Doch ob Beere hin oder her – hier geht es um die spannende Kulturgeschichte von drei sehr beliebten Obstarten, die zumindest umgangssprachlich Beeren genannt werden.
Für alle, die gerne mit Schlaumeier-Wissen punkten: Entgegen ihres Namens ist die Erdbeere keine Beere, sondern eine Sammelnussfrucht. Das aromatisch-süsse, rote Fruchtfleisch, welches wir so lieben, ist im botanischen Sinne der verdickte Blütenboden; darin eingebettet liegen die eigentlichen Früchte – kleine gelbbraune Kerne, die beim Erdbeeressen so angenehm knacken. Und noch etwas, womit man in Gesprächen auf sich aufmerksam machen kann: Ein Bio-Erdbeerfeld unterscheidet sich von einem konventionellen oft schon auf den ersten Blick. Wodurch? Bio-Erdbeeren werden mit grösserem Abstand gepflanzt. Die so zirkulierende Luft schützt vor Bodennässe und Schimmelbefall. Nur so kann man auf chemisch-synthetische Pestizide – die im konventionellen üblich, im Bio-Anbau aber tabu sind – verzichten. Mehr Abstand heisst aber auch weniger Pflanzen pro Fläche und damit weniger Ertrag und ein höherer Erdbeerpreis.
Genau wie die Erdbeere auch, ist die Brombeere ein Rosengewächs. Nur kann man die Verwandtschaftsverhältnisse hier viel besser erkennen: Wild wachsende Brombeersträucher haben lange und vor allem stark bedornte Ruten, ähnlich einem Rosenstrauch. Ein Durchkommen durch eine Brombeerhecke scheint schier unmöglich oder könnte zumindest sehr schmerzhaft werden. Dafür sind die reifen, blauschwarz glänzenden Früchte umso köstlicher. Und wen’s interessiert: Die Brombeere ist eine Sammelsteinfrucht und damit ebenfalls keine Beere. Genau wie die Himbeere.
Sie leuchten samtig-rot, haben ein ausgesprochen intensives Aroma und sind von allen Beerensorten wohl die empfindlichsten. Daher kommt man – selbst im Alnatura Bio Super Markt – kaum um aufwendige Verpackungslösungen herum. Die zarten Früchtchen brauchen ausreichend Platz in ihrer Schale, dürfen nicht übereinanderliegen und möchten bestenfalls noch auf eine weiche Folie gebettet werden. Ähnlich behutsam muss es zu Hause weitergehen. Am besten Sie essen die Beeren innerhalb von ein bis zwei Tagen. Die Alternativen: fruchtigen Essig ansetzen, Marmelade einkochen, Buttermilch-Shake geniessen oder zu Likör verarbeiten. Der Einsatz in Obstsalat, Kuchen und Müsli versteht sich von selbst, oder?
Diese kleinen Beeren sind für ihren intensiv blauen Farbstoff bekannt – dabei gilt das nicht für alle Sorten. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen der aus Europa und Asien stammenden Wild- sowie der in Nordamerika verbreiteten Kulturheidelbeere. Die Früchte der ersten sind durch und durch blau gefärbt und tun dies auch mit Händen, Shirts und Co., wenn man beim Pflücken und Essen nicht aufpasst. Zudem sind sie verhältnismässig klein, dafür aber sehr aromatisch. Die Kulturheidelbeeren haben ebenfalls eine blaue Schale, ihr Fruchtfleisch hingegen ist hell. Auch sind sie weniger aromatisch, dafür aber grösser als die bei uns heimischen Wildheidelbeeren, die auch gerne Blaubeeren genannt werden.
Am 24. Juni beginnt für die Johannisbeere die rund einmonatige Erntezeit, zeitgleich zum Gedenktag der Geburt Johannes des Täufers, ihrem Namensvetter. Die kleinen Beeren schauen auf eine recht junge Kulturgeschichte zurück. Namentlich erwähnt werden Wildformen erst zur Zeit Hildegard von Bingens. Die Vorfahren der Garten-Johannisbeeren stammen aus Europa und Nordasien und sind dort noch heute vereinzelt in Wäldern und an Felsen zu finden. Ursprünglich war es gar nicht nur der süss-säuerliche Beerengeschmack, der die Menschen interessierte, sondern naturheilkundliche Erkenntnisse, weshalb die Pflanze auch in vielen Klostergärten angebaut wurde. Aus dieser Zeit stammen Synonyme wie Gichtbeere für die schwarze Johannisbeere, die übrigens sogar im botanischen Sinne eine echte Beere ist. Die kleinen säuerlichen Beeren können weiss, rosa, rot oder schwarz sein. Von allen Beerenarten weisen Johannisbeeren den höchsten Säuregehalt auf, insbesondere die schwarzen Sorten sind für ihren herben Geschmack bekannt. Rote und weisse Sorten können durchaus frisch verspeist werden, schwarze Johannisbeeren eignen sich besser für Säfte, Konfitüre oder Kompott.
Beerenernte ist Handarbeit. Ob Brom-, Erd-, Him-, Heidel oder Johannisbeere, sie alle müssen vorsichtig gepflückt, gereinigt und behutsam vom Erzeuger in den Handel transportiert werden. Die gleiche Sorgfalt solltest du zu Hause walten lassen. Beeren halten sich – im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahrt – nur zwei bis maximal drei Tage. Am besten lagern sie grosszügig ausgebreitet auf einem Teller, denn so werden Druckstellen oder gar Schimmel vermieden. Und nicht vergessen: Je schneller die Beeren gegessen werden, umso besser.